29.07.2011 - Die Ihme fließt im neuen Bett

Quelle:

Calenberger Zeitung vom 29.07.2011



Am neuen Ufer: Friedrich Hüper (Bildmitte, vorn) erläutert Besuchern Besonderheiten des Flusslaufs.

Die Ihme fließt im neuen Bett

 

Bürger in Vörie feiern mit einem Wasserfest die naturnahe Umgestaltung des Flusses

 

Seit gestern Vormittag fließt die Ihme bei Vörie nicht mehr durch die alte Wassermühle, sondern in einem neu angelegten Flussbett. Das Projekt dient sowohl der Natur als auch dem Hochwasserschutz.

 

Von Kerstin Siegmund

 

Vörie. Einige der mehr als hundert Bürger, die gestern den sogenannten Durchstich der Ihme gegenüber der Wassermühle in Augenschein nahmen, nennen es ein Jahrhundertprojekt. Zu Recht: Vor mehr als 200 Jahren ist die Ihme künstlich höhergelegt worden, um am Ufer mit Wasserkraft Getreidemühlen zu betreiben.Nun ist der Fluss wieder tiefergelegt und gleichzeitig naturnah umgestaltet worden. Kernstück ist der 750 Meter lange sogenannte Umfluter, der den Höhen-unterschied des Gewässers beseitigt.Damit ist der Weg frei – beispielsweise für Lachse, die in der Ihme ausgesetzt wurden und zum Laichen von der Nordsee zurück ins Deistervorland kommen.

In den vergangenen vier Wochen haben Mitarbeiter einer Firma aus Nienburg den neuen Flusslauf auf einer Wiese an der Regionsstraße zwischen Weetzen und Vörie per Bagger ausgehoben. Gestern wurde das letzte Hindernis beseitigt. Künftig wird der alte Ihmelaufnur noch in niederschlagsreichen Zeiten Wasser führen, um zu schützen. Ermöglicht haben das 40 000-Euro-Projekt mehrere Ideen- und Geldgeber. Die Europäische Union, das Land, die Region,der Unterhaltungsverband Mittlere Leine, die Stadt Ronnenberg und die Landwirte der BiRo-Biogasanlage sind daran beteiligt.

„Wenn wir unseren Geschäftsführer Friedrich Hüper nicht hätten, würde die Ihme noch lange im alten Bett fließen. Er besitzt die Kunst, verschiedene Behörden zusammenzubringen“, sagte Wasserverbands-vorsteher Eckehardt Baumgarte gestern.Der frühere Naturschutz-beauftragte Willi Elies freute sich über das Projekt: „Es ist schön, das für die Natur zu haben – in einer Landschaft mit zu viel Mais- und Weizenfeldern.“

Hans-Heinrich Püschel schaut sich einen Brutkasten für den Eisvogel an, der an der Ihme heimisch werden soll.

Wildnis an der Ihme ist erwünscht

 

Die Natur kehrt an den Fluss zurück. Es wimmelt nur so von kleinen Fröschen. Sobald sich Menschen nähern, verstecken sich die Amphibien zwischen den Steinen. Damit sie in Ruhe laichen können, wird in unmittelbarer Nähe des neuen Flusslaufs der Ihme ein sogenanntes Stillgewässer gebaut.

„Das ist ein Wunsch der Stadt Ronnenberg und der Region“, sagt Friedrich Hüper. Eine  Drainage-leitung speist den Tümpel mit Wasser, damit die Frösche nicht auf dem Trockenen sitzen. Wasserbauingenieur Hüper erläuterte gestern gern und geduldig die verschiedenen Naturschutz-projekte entlang der neuen Ihme. Für die Wasserbüffel, die demnächst an den Ufern weiden werden, um dort Rohrkolben und andere starkwüchsige Gewächse niedrig zu halten, ist eine Furt aus Steinen im Flussbett angelegt worden. „Damit sie von einer Seite zur anderen kommen“, sagte Hüper.

Die Büffel sind Bestandteil der Auenlandschaft, die an der Ihme entsteht. Kernstück bildet ein 1,8 Hektar großer Wald zwischen Vörie und Roloven. Unzählige Eichen und Hainbuchen sind angepflanzt und zum Schutz vor Wildverbiss eingezäunt worden. Vor 200 Jahren habe es an der Ihme diesen Wald gegeben, der auch mit Überschwemmungen zurechtkommt, berichtete Hüper. Auf vier Kilometern Länge sind Uferrandstreifen angelegt worden, die nicht bewirtschaftet werden und für eine gute Wasserqualität wichtig sind. „Wir brauchen mehr Wildnis an der Ihme“, sagte Hüper. ker

Ein Paradies auch für Kinder: Ole (10, großes Bild, vorn, von links), Kasimir (10) und Charlotte (6) erkunden sofort nach dem Durchstich (kleines Bild rechts)

den neuen Flusslauf der Ihme. Durch die Wassermühle (kleines Bild links) wird nur noch in niederschlagsreichen Zeiten Wasser fließen.




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